Früher hatte ich die Be-fahrer von Flowtrail Strecken für einfach verrückt gehalten. Es waren für mich Freaks, die einfach krass drauf waren. Insgeheim hatte ich sie natürlich bewundert, dass sie sich so etwas Gefährliches trauen. Dass ich selbst einmal so eine Strecke fahren würde, davon hätte ich weder gewagt zu träumen, noch hätte ich es mir je zugetraut. Zu gefährlich, zu abwegig, zu untrainiert und vor allem viel zu ängstlich. Das Thema mit der Angst. Doch wie überwindet man seine Ängste?
Bis vor kurzem hatte ich verschiedene Ängste. Allem voran hatte ich Höhenangst, die mich wirklich beeinträchtigte. Ich hatte Probleme beim Wandern, beim Klettern, in hohen Gebäuden, beim Skifahren, beim Gondelfahren, beim Mountainbiken und oft auch beim Fliegen. Immer wenn ich wusste, dass wir ins Gebirge fahren oder auf einen Turm steigen würden, fuhr die Angst mit. Meine Hände wurden schwitzig, ich fühlte Schwindel und einmal hatte ich eine Art Panikattacke. Das war wirklich bedrohlich und ein wirklich unangenehmes Erlebnis. Gleichzeitig war es mein Auslöser für meine persönliche Wende. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Angst. Ich wollte sie auf jeden Fall los werden. Also ging ich entschieden vor. Der Wille ist der erste Schritt.
Also, was jetzt etwas verrückt klingt war, dass ich die Angst wie eine Art Person behandelte. Wenn sie kam, dachte ich mir, ah hallo Angst. Du bist auch da. Nicht, dass ich mich über ihr Erscheinen gefreut hätte. Aber sie kam ja ohne Einladung. Also Angst, was willst du? Wichtig ist, dass man mit der Angst gleich redet, wenn sie quasi hinter der Ecke auftaucht. Wenn sie einmal ganz da ist und dich schon erfasst hat, ist es zu spät. Gleich den Wind aus den Segeln nehmen. Zurück zum Dialog.
Hallo Angst, was willst du? Natürlich hat sie nicht geantwortet.
Ich hatte aber das gute Gefühl, aktiv zu sein. Und mich nicht komplett überrennen zu lassen. Das Gespräch half mir, die Situation zu kontrollieren. Nachdem sie nicht antwortete, sagt ich ihr, dass sie wieder gehen könnte.
Ich wollte mich der Höhenangst stellen. Schritt für Schritt. Immer ein kleines bisschen mehr. Schritt für Schritt in die Höhe. Zuerst ein wenig und dann immer höher. Wichtig ist, dass man das Gefühl entwickelt, dass alles in Ordnung ist, nichts passieren kann und man die Angst gar nicht braucht. So bin ich Herr/Frau der Lage geblieben.
Setzt die Panik erst einmal ein, ist es zu spät. Man ist mitten drin im Gefühl. Wichtig ist, die Angst vorher abzufangen. Rede dir nicht zusätzlich ein, dass du Angst hast. Wer immer sagt, dass er Angst hat und Angst hat, naja was glaubst du, wird er am Ende haben? Angst natürlich. Wenn man so denkt, wird man völlig passiv und gibt die Kontrolle ab. Behalte deinen Willen, dass du es schaffen kannst.
Angst haben oder nicht haben kannst du trainieren, wie einen Muskel.
Ich habe nicht aufgegeben. Ich habe mit der Angst weitergeredet und sie sich einfach nicht weiter ausbreiten lassen. Einmal, zweimal, dreimal, zehnmal und dann passierte etwas Erstaunliches. Sie ist nicht mehr aufgetaucht. Ich stand in der Gondel Richtung Dachstein, einer der höchsten Gipfel Österreichs auf knapp 3000 Meter. Ob ich Angst hatte? Nein, ich fühlte nichts. Keine schwitzigen Hände, keine Panik. Ich sah ins Tal und dachte mir nur, wow schaut das toll aus. Ich war in der Gondel, also in Sicherheit.
Ich brauchte eine richtige Mutprobe. Der Dachstein Sky Walk. Eine Brücke aus Draht auf 2700 Meter Höhe und unter mir 250 Meter senkrecht abfallende Felswand. Es wäre jetzt falsch zu sagen, dass ich leicht darüber gegangen bin. Ich hatte schon ein komisches Gefühl. Aber ich bin gegangen. Und dieses unglaubliche Erlebnis war es auf jeden Fall Wert.
Gib nicht auf, auch wenn es nicht gleich klappt. Die Angst kommt und geht in Phasen.
Hast auch du Angst vor Höhe, Spinnen, Schlangen, der Dunkelheit oder anderem? Dann schreibe mir und teile deine Erfahrungen. Gerne helfe ich dir dabei, deine Ängste zu überwinden. Nur, etwas Mut und einen festen Willen brauchst du dazu.